Neue Marxbrüder zu Frankfurt e.V.
Historisches Fechten in Frankfurt am Main

Die Ritterlichen Wehren bei den Neue Marxbrüdern zu Frankfurt

Im Historischen Fechten treffen wir auf eines der letzten Überbleibsel der christlich-abendländischen Ritterlichkeit. Die ritterlichen Künste des Historischen Fechtens spiegeln in den meisten erhaltenen Quellen den ritterlichen Grundgedanken wider, dass die angemessene Form der ritterlichen Auseinandersetzung der Zweikampf mit gleichen Waffen ist.

Wir haben einige Artikel zu den folgenden Ritterliche Wehren erstellt
Diese Grundidee ist in den vorhandenen Quellen des Historischen Fechtens stark gegenwärtig, so stark, dass man sie als Grundlage der Vermittlung der Kampfkunst sehen kann. Die dabei genannten Wehren waren gleichzeitig die Grundlage der Kampfkunst für

  • unbewaffnet (Ringen), kurze Einhandwaffe (Dolch),
  • lange Einhandwaffe (Langes Messer, Dussak, Haudegen), mit Seitenwehr wie Schild (Buckler) oder Dolch,
  • Zweihandwaffe mit kurzem Griff (Langes Schwert, langes Rapier),
  • Zweihandwaffe mit langem Griff (Speer und Halbe Stange), langer Speer (Lanze).

Wir haben einige Informationen zu den folgenden Ritterlichen Wehren erstellt

  • Langes Schwert


Aufteilung des Langen Schwertes

Die historischen Begriffe zu der Aufteilung des Schwertes sind nicht vollständig einheitlich. Es finden sich verschiedene Bezeichnungen, die wahrscheinlich regional bedingte Unterschiede als Ursache haben. Die häufigsten Bezeichnungen der Fechtbücher des 14. bis 17. Jahrhunderts sind in diesem Artikel zusammengestellt. Zusätzlich werden moderne Begriffe genannt, welche die mechanischen Eigenschaften beschreiben.
Die Waffenteile des Schwertes benennen zu können ist für einen Fechter unerlässlich, wenn man Schwerter vergleichen und beurteilen möchte. Für den fortgeschrittenen Fechter ist ein gefühlsmäßiges Verstehen der Waffenteile, vor allem der Schwingungsknoten und Kipppunkte, überaus wichtig. Eigentlich glaubt man, dass ein Schwert nicht aus vielen benennbaren Teilen bestünde, doch nach etwas Nachdenken kommt man auf über 20. Ein gutes Schwert oder Fechtschwert herzustellen, ist ein Kunsthandwerk.

Ort, Punkt oder Spitze

Der Ort ist die Spitze des Schwertes und wirkt im Stich auf das Ziel ein. Ein Ort kann sehr unterschiedlich ausgestaltet sein. Meist ist ein Ort eher gerundet oder spitz. Ein gerundeter Ort ist für den Stich nicht so geeignet wie der spitze Ort, dafür hat der gerundete Ort schneidende Eigenschaften.

Klinge oder Blatt

Der Teil des Schwertes, welcher schneidend, hauend und stechend auf das Ziel einwirken soll (Mordschläge, Klosstöße und Reißen mit dem Kreuze ausgenommen). Die Klinge ragt aus dem Kreuz heraus. Ein Bewusstsein für den Anstellwinkel der Klinge ("Klingenbewußtsein") ist für jeden fortgeschrittenen Fechter uneingeschränkt notwendig. Die Eigenschaften der Klinge werden durch die Härtung des Klingenstahls und den schmiedetechnischen Aufbau der Klinge bestimmt. Hier gibt es riesige Unterschiede in der Güte. Schmiedetechnisch unterteilt sich die Klinge in Blatt und Angel, wobei das Blatt aus dem Gehilz ragt, die Angel hingegen durch das Gehilz läuft. Der Begriff Klinge ist insofern richtig, als, bei einem fertigen Schwert, die Angel stets vom Gehilz verborgen ist. Schmiedetechnisch richtiger wäre, die Klinge durch den Begriff Blatt zu präzisieren, in der Praxis unterschieden sich aber Klinge und Blatt nicht, weil, die getippt, die Angel im Gehilz aufgenommen ist.

Vordere oder lange Schneide

Die lange Schneide wird auch die rechte oder wahre Schneide genannt. Die vordere Schneide ist Teil der Klinge. Die vordere Schneide wirkt mit Kerb- oder Schnittwirkung auf das Ziel ein. Ein Schwert hat gewöhnlich zwei Schneiden (im Gegensatz zum Messer). Beim Schwerte ist die vordere Schneide für die meisten Einwirkungen auf das Ziel vorgesehen. Beim langen Schwerte muss die vordere Schneide zum Aufnehmen der gegnerischen Klinge verwandt werden.


Hintere oder Kurze Schneide

Die hintere (kurze oder falsche) Schneide ist ein Teil der Klinge. Die Hintere Schneide kann beim Schwerte, wie die vordere Schneide, auf das Ziel einwirken. Da sie bei den Hieben zum Fechter zeigt, kann es sinnvoll sein sie stumpfer zu lassen, vor allem in ihrer Stärke. Viele historische Stücke und Spiele mit dem einhändigen Schwerte verwenden die vergleichsweise stumpfe hintere Schneide, vor allem in ihrer Stärke, zum Aufnehmen der gegnerischen Klinge.

Fase

Die Fase ist eine angeschliffene Fläche zwischen Schneide und Klingenfläche, wenn eine Klinge nicht auf null ausläuft. Eine Fase hemmt die Schartenbildung, doch sie verringert die Kerb- und Schnittwirkung. Wenn man so will, macht eine Fase ein Schwert stumpfer. Fasenbildung ist bei mehrfachem Nachschleifen kaum zu umgehen.

Hohlkehle

Die Hohlkehle ist eine Aussparung der Klingen- und oft auch der Angelmasse. Sie verändert die Masseverteilung, das Schwingungsverhalten, die Lage des schwäche seitigen schwingungsfreien Knotens und die Biegesteifheit des Schwertes nachhaltig. Durch geschickt gelegte Hohlkehlen kann ein Schwert in seinen Leistungen stark verändert werden. Hohlkehlen können im Querschnitt durchaus auf 1mm Stahl vermindert sein. Hohlkehlen können auch in die Angel hineinlaufen.

Grat

Ein Grat ist das Gegenteil von einer Hohlkehle. Ein Grat ist erhaben und besitzt eine klar verlaufende Schnittkante, an der sich die beiden Klingenflächen treffen, auch Mittelrippe genannt. Ein Grat verändert den Querschnitt eines Schwertes und somit auch das Schwingungsverhalten. Ein Grat gewährt mehr Biegesteifheit und damit mehr Stichhaltigkeit.

Schwäche

Die Schwäche ist die Hälfte der Klinge, welche vom Ort bis zur Mitte der Klinge reicht. Die Schwäche ist vor allem dazu geeignet, Energie abzugeben. Wird die Schwäche sehr dünn ausgeführt, dann wandert der schwäche seitige schwingungsfreie Knoten sehr weit zum Kreuz (wie bei Typ XV), was die Hiebwirkung mindert. Biegt sich die Schwäche auf Druck zu sehr durch, dann ist es für den Fechter schwer, mit dem Fühlen aus dem Bande zu fechten.

Schwäche seitiger Kipppunkt

Der Punkt, um welchen das Schwert in seiner Gesamtheit kippt, wenn man es an der Mitte des Gehilzes mit zwei Fingern greift und entlang der Schneide taumeln lässt. Am besten ist es, wenn der schwäche seitige Kipppunkt im Ort liegt. Der schwäche seitige Kipppunkt ist überaus wichtig, um verläßlich stechen zu können und bei einem Wechsel des räumlichen Winkels des Schwertes den Ort makellos auf den Gegner ausgerichtet zu halten.

Schwingungsfreier Knoten oder Schlagpunkt

Der Punkt (Nulldurchgang) in der Schwäche, bei dem ein Schwert entlang seiner Seitenansicht am wenigsten schwingt, wenn es mit Energie auf Widerstand trifft. Der schwingungsfreie Knoten ist dazu geeignet, mit maximaler Energie auf ein Ziel einzuwirken. Je weiter vorne zum Ort zu das Schwert ein Ziel trifft, desto mehr wird das Blatt schwingen und die Energie des Einschlags über eine größere Fläche verteilen. Wir nennen diesen Punkt den Schlagpunkt. Einerlei, ob Schnitt durch ein Weichziel oder Hau auf ein hartes Objekt, der Schlagpunkt muss sauber auf das Ziel geführt werden, wenn wir ein Höchstmaß an Wirksamkeit anstreben.

Stärke

Die Stärke ist die Hälfte der Klinge, welche von der Klingenmitte bis zum Gehilz reicht. Die Stärke ist vor allem dazu geeignet, Energie aufzunehmen. Die Stärke sollte nicht so scharf wie die Schwäche sein, damit die Gefahr von Schartenbildung oder Ausbrüchen so gering wie möglich gehalten wird.

Ausgestellte Fehlschärfe und Parierhaken

Manche Waffen weisen dreieckig ausgestellte Fehlschärfen oder gar Parierhaken auf. Diese dienen der keilförmigen Aufnahme einer gegnerischen Waffe noch vor dem Kreuze.

Stärke seitiger Kipppunkt

Der Punkt, um welchen das Schwert in seiner Gesamtheit kippt, wenn man es am Kloß mit zwei Fingern greift und entlang der Schneide taumeln lässt. Am besten ist es, wenn der stärke seitige Kipppunkt möglichst weit vom Gehilz entfernt liegt. Der stärke seitige Kipppunkt ist bedeutsam, um bei einem Wechsel des räumlichen Winkels des Schwertes immer ein Stück Stahl zwischen sich und dem Gegner als Deckung zu haben. Da dies vor allem in der Bewegung unerlässlich ist, kommt dem stärke seitigen Kipppunkt ein großer Stellenwert zu, denn er ist der Ruhepunkt, um den sich die Klinge vor den Körper bewegt, wenn wir das Schwert vor uns halten.

Keilwinkel

Der Keilwinkel ist der Winkel, welchen die Klingenflächen zueinander einnehmen. Ist eine Fase vorhanden, dann gibt es zwei Keilwinkel, einen für die Fasen, einen für die Klingenflächen. Der Keilwinkel ist bei auf null ausgeschliffenen Schwertern immer im Zusammenhang mit der Klingenbreite zu sehen (deswegen schneiden breite Schwerter oft besser). Der Keilwinkel ist ausschlaggebend für die Trennleistung eines Schwertes (wichtig ist natürlich auch der Klingenquerschnitt, ballig oder rautenförmig).


Politur

Die Politur entscheidet über die Haft- und Gleitreibung am Zielgut und damit über die Trennleistung des Schwertes. Mit Flüssigkeiten (Wasser, Blut) benetze Klingen hauen, schneiden und stechen besser.

Regenleder

Viele historische Abbildungen und Schwerter weisen ein Regenleder auf, welches zwischen Klinge und Kreuz angebracht ist und links und rechts zu den Flächen des Schwertes als kleines Stück Leder überragt. Der Name „Regenleder“ ist historisch unverbürgt, mag aber von dem möglichen Nutzen des Regenleders ausgehen, welches ein Schwert in der Scheide vor einlaufendem Regenwasser schützen mag.

Kreuz, Kreuzstange oder Parierstange

Das Kreuz ist eine Ausbildung des Gehilzes. Das Kreuz besteht aus einer rechtwinklig oder kurvig angesetzten Stange, welche geradewegs an die Klinge anschließt und von dieser durchdrungen wird. Das Kreuz liegt oft auf der Schneidenebene, aber auch S-förmige, also in der Waagerechten gebogene Kreuze kommen vor. Das Kreuz dient zwar auch dem Schutze der Hand und des Leibes, ist aber auch ein wichtiges Waffenteil im Kampf (z. B. Reißen).
An manchen Kreuzen sind Fingerringe, Eselshufe oder Parierkörbe angebracht, um den Schutz der Waffenhand zu erhöhen.

Gehilz, Heft, Handhabe oder Griff

Das Griffteil des Schwertes, welches die Hände des Fechters umfassen. Das Gehilz beinhaltet auch das Kreuz und den Kloß.

Angel

Die Angel ist ein Teil der Klinge und läuft durch das Gehilz durch. Angel und Blatt bilden die beiden Teile der Klinge. Die Angel schließt auch den Kloß ab, wobei eine Angel geschweißt, geschraubt oder genietet den Klos abschließen kann. Eine genietete Angel ist wohl am besten. Geschweißte Angeln brechen gerne unter Last. Geschraubte Klöße lösen sich gerne nach Hauen gegen Widerstand. Die Ausgestaltung der Angel verändert die Masseverteilung und das Schwingungsverhalten des Schwertes. Bei manchen Originalen wurde der Kloß im Gehliz des Schwertes an die Angel angenietet, um aus einem einhändigen Schwert ein langes Schwert zu machen.

Gehilzseitiger Schwingungsfreier Knoten

Der Punkt (Nulldurchgang), bei dem ein Schwert entlang seiner Seitenansicht am wenigsten schwingt, wenn es mit Energie auf Widerstand trifft. Der gehilzseitige schwingungsfreie Knoten ist dazu geeignet einen möglichst guten Griff des Schwertes sicher zu stellen, wenn der Punkt genau mittig in der greifenden (bei rechtshändern rechten) Hand liegt. Oft ist der gehilzseitige schwingungsfreie Knoten durch einen Knebel oder eine Wölbung im Gehilz markiert.

Kloss oder Knauf

Das Gegengewicht zu Klinge. Der Kloß ist nötig um ein Schwert auszuwiegen. Ohne den Kloß läge der Schwerpunkt des Schwertes viel zu weit vom Gehilz entfernt, so daß es ortlastig würde. Ist der Kloß aber zu schwer, dann wird das Schwert kloßlastig. Der Kloß wird beim Kloßstößen (schlagender Ort) und dem Mordschlag als Waffenteil eingesetzt. Der Kloß kann von einer Niete oder Schraube abgeschlossen werden.

 
 
 
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